Auszug aus Kapitel
»Imperiale Sicherheit! Öffnen Sie das Schott, ergeben Sie sich und übergeben Sie uns das Schiff!«, forderte er die Besatzung auf, doch er erhielt keine Antwort.
»Imperiale Sicherheit! Ergeben Sie sich oder wir werden uns mit Gewalt Zugang zur Brücke verschaffen!«, wiederholte er seine Forderung.
»Verpisst euch, nur über unsere Leichen!«, krächzte es auf der Sprechanlage.
Der Commander rollte mit den Augen und drückte erneut die Ruftaste.
»Abgemacht!«, sagte er kühl und schlug mit seinem Gewehrkolben die Sprechanlage zu Brei.
»Murphy?«, rief er den Sprengstoffspezialisten.
»Aye, Sir«, kam prompt die Antwort.
»Aufmachen!«, verlangte der Teamleader.
»Aye, Sir«, wiederholte der Special Trooper und holte seinen Rucksack vom Rücken. Dann fing er an, in dieser Wundertüte zu kramen. Er brachte mehrere Thermal- und Plasmagranaten zum Vorschein und noch einige andere Dinge, die ich nicht identifizieren konnte. Als er ein paar Landminen hervorkramte, zog ich die Augenbrauen nach oben. Doch er hatte anscheinend noch immer nicht das Richtige gefunden. Plötzlich rief er: »Ha!«, und machte ein zufriedenes Gesicht. In den Händen hielt er etliche kleine, metallische, flache Teller. Die ominösen Sprengladungen hatten nur einen Durchmesser von etwa zehn Zentimetern und eine Breite von drei Zentimetern. Murphy sah mein skeptisches Gesicht.
»Lassen Sie sich von der Größe nicht täuschen, General. Die machen einen gewaltigen Bums. Die Ladung kann sehr zielgerecht eingesetzt werden. Ein Brückenschott zu sprengen, ist eine komplizierte Aufgabe. Das Teil …«, dabei zeigte er auf den kreisförmigen Durchgang, der durch eine schwere gepanzerte Tür verschlossen war, »ist mit dem Grundgerüst des Schiffes direkt verbunden. Wenn ich das beschädige, verliert das Schiff seine Integrität und ist schrottreif.«
Dann fummelte Murphy an seinen Handcomputer herum und suchte nach dem Bauplan der Bismarck. Es war kein Zufall, dass der Frachter in seiner Datenbank vorhanden war. Die Bismarck gehörte zur Gossip-Klasse und war früher ein militärischer Nachschubfrachter gewesen. Wenn so ein Frachter bei der imperialen Navy ausrangiert wird, werden alle militärischen Komponenten ausgebaut. Das betrifft auch die Bewaffnung, jedoch bleiben die Vorrichtungen vorhanden und so lassen sich diese Schiffe schnell wieder aufrüsten. Danach stehen die Frachter zum Verkauf auf dem zivilen Markt. Darum hatte BullsEye die Idee mit den Piraten. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir an ein Schiff gerieten, das früher der imperialen Navy gedient hatte, war recht hoch.
Murphy begutachtete den Bauplan und platzierte seine Sprengladungen dementsprechend.
»Hat einer mitgezählt, wie viele Feinde wir ausgeschaltet haben?«, fragte Stannis in die Runde hinein. Noch bevor einer von uns eine Antwort geben konnte, ich wusste die Zahl natürlich, knackte es im Funk und Lieutenant Hutch meldete sich bei uns.
»Siebzehn Ziele sind ausgeschaltet. Nach den Sensoren zu urteilen, befinden sich fünf Lebenszeichen auf der Brücke. Ein weiteres Lebenszeichen orte ich im Maschinenraum. Sieht so aus, als ob sich jemand im Wartungsschacht versteckt hält.«
»Danke, Lieutenant Hutch, für die Info«, antwortete Higgens und gab Stannis und Juvis ein Zeichen. Er zeigte mit dem Zeigefinger abwechselnd auf die beiden und dann Richtung Heck des Schiffs. Zum Abschluss fuhr er sich mit dem Finger über die Kehle. Die beiden Soldaten nickten und trabten sofort los. Ich sah mir den Commander an und war etwas erstaunt über ihn. Gefangene wollte er allem Anschein nach nicht machen und irgendwie hatte ich ihm das gar nicht zugetraut. Doch ich musste ihm zustimmen, Gefangene konnten wir auf unserer Mission nicht gebrauchen.
»Alle Mann zurücktreten«, warnte uns Murphy, nachdem er die letzte Ladung angebracht hatte. »Nur ein paar Meter, ist nicht gefährlich.« Selber trat Murphy nur ein paar Schritte nach hinten und lehnte sich lässig an die Wand. Commander Higgens hingegen schien nicht so viel Vertrauen in die Künste seines Sprengstoffexperten zu setzen und zog sich ein ganzes Stück zurück in den Gang. Erstaunlicherweise taten es ihm Kensing und Hutson gleich, nur zur anderen Seite. Ich stand wie ein Fels in der Brandung neben Murphy und erwartete die angekündigten kleinen Detonationen. Murphy betätigte den Auslöser und das gesamte Schott flog uns um die Ohren. Die Druckwelle fegte Murphy und mich von den Füßen und ein wahrer Regen von Trümmerteilen ging auf uns nieder. Die Bismarck schüttelte sich und ein Beben durchzog das Schiff. Ich raffte mich auf die Beine und zog den wahnsinnigen Special Trooper mit hoch. Aus den Augenwinkeln bekam ich mit, wie der Rest des Teams die Brücke stürmte und einzelne Schüsse abfeuerte. Nach ein paar Sekunden war alles vorbei und das Schiff gehörte uns.
»Gesichert«, rief der Commander.
Fast zeitgleich meldete sich Juvis über Funk. Sie hatten ihr Ziel lokalisiert und eliminiert. Derweil versuchte ich Murphy mit meinen Blicken zu töten, doch dieser zeigte sich von seiner fröhlichsten Seite.
»Na das war ein Rums, was, General?«, sagte er und lachte. Dann wandte er sich ab und stürmte ebenfalls auf die Brücke, in der Hoffnung, doch noch etwas vor den Lauf zu bekommen.